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Naturschutz und Hafenwirtschaft an der Jadeküste

NABU erörtert Konfliktfelder

Foto: Daniel Rieger – NABU Bundesverband, Fachbereichsleiter Klima- und Umweltpolitik / Mitglied der Geschäftsleitung, Dr. Holger Buschmann – NABU-Landesvorsitzender (von links nach rechts)
Foto: Daniel Rieger – NABU Bundesverband, Fachbereichsleiter Klima- und Umweltpolitik / Mitglied der Geschäftsleitung, Dr. Holger Buschmann – NABU-Landesvorsitzender (von links nach rechts)

 

Was ist eigentlich los in Wilhelmshaven?

 

Diese Frage konnte man sich schon stellen in Anbetracht der vielen "Baustellen", die sich beim Besuchs des Landesvorsitzenden des NABU Niedersachsen Dr. Holger Buschmann aus Hannover und des Fachbereichsleiters Klima- und Umweltpolitik der NABU-Bundesgeschäftsstelle Daniel Rieger aus Berlin  auftaten. Mit von der Partie waren auch Gesprächspartner der Energieindustrie.

 

Thematisiert wurden die Projekte der Energiedrehscheibe Wilhelmshavens.

Florian Carius und Dr. Thomas Dirk führten durch die Schutzgebietskulisse und wiesen auf die zahlreichen Flächenkonflikte zwischen Naturschutz und Hafenwirtschaft an Wilhelmshavens Jadeküste hin.

 

So ging es um die Überplanung des EU-Vogelschutzgebiets Voslapper Groden-Nord für Wasserstoff-Energie, die ausgesetzten Zuchtschweine im EU-Vogelschutzgebiet Voslapper Groden-Süd und die bestehenden bzw. im Bau befindlichen LNG-Terminals mit ihren Chlor- und Ultraschallemissionen. In diesem Zusammenhang kommt es zugleich zu einem ausufernden Sedimentmanagement in der Jade mit Implikationen für die Wassertrübung und die Zerstörung gesetzlich geschützter Unterwasser-Biotope sowie zur ökologischen Entwertung der Terminal-Flächen der Deutsche Flüssigerdgas Terminal GmbH, Düsseldorf (DFTG).

 

Das Vogelbrut- und -rastgebiet im Voslapper Vorland wurde in Augenschein genommen, ebenso die Planungen einer weiteren Tankerlöschbrücke für Flüssiggas und zur Erweiterung des JadeWeserPorts, die Versiegelung und Windkraft-Anlagenplanung im JWP-Hafengroden und die aktuelle Rodung der Geniusbank. Hier steht zunächst die Überbauung des Nordstrandes an, später auch die des Geniusstrandes.

 

Die Industrieruinen, industriellen Brachflächen und die Kohleverstromung im Rüstersieler Groden, der Öl-Import, die Erweiterung des Marinestützpunkts und die landwirtschaftliche Nutzung auf dem Areal des ehemaligen Enten-Sees im Heppenser Groden rundeten die Themenpalette schließlich ab.

 

Deutlich wurde einmal mehr im Gesamtüberblick, dass es Wilhelmshaven an politischer Steuerung mangelt, um die räumlichen Konflikte insbesondere mit bestandsgefährdeten Vogelarten zu entschärfen und für die Hafenwirtschaft erst jene Areale umfänglich zu nutzen, die außerhalb von geschützten Gebieten liegen. Seitens der Industrie lassen die Planungsvisionen seit Jahrzehnten ein vernünftiges Augenmaß vermissen. 

 

Die 2024 rechtskräftig gewordene EU-Wiederherstellungsverordnung gibt dem NABU Rückenwind, sich weiter für die Natur stark zu machen. Wilhelmshaven ist Mitglied im Bündnis "Kommunen für biologische Vielfalt" und darf nicht weiter stetig Biodiversität aus dem Stadtgebiet outsourcen in Ausgleichsflächen sonstwo, sondern muss hier seinen Beitrag leisten zum globalen Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 30 % aller Fläche unter Schutz zu stellen und degradierte Flächen aktiv zu renaturieren.

 

Der NABU Wilhelmshaven e.V. bedankt sich ausdrücklich für diesen fachlichen Austausch in unserer Stadt und sieht seinen Landes- und Bundesverband samt EU-Büro gut gewappnet, die lokalen Herausforderungen naturschutzpolitisch auf den übergeordneten Ebenen kompetent zu begleiten.

 

Wir freuen uns auf den weiteren Gedankenaustausch mit Politik, Wirtschaft und den Bürgerinnen und Bürgern zum Wohle und zukunftsfähigen Miteinander von Mensch und Natur in der "Grünen Stadt am Meer".