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Natur-Erhalt in der Geniusbank

Mit 12 Fragen geht der NABU Wilhelmshaven e.V. jetzt an die Öffentlichkeit.

Dr. Mosolf verspricht Arbeitsplätze auf Kosten der Natur. Das Naturschutzgesetz §13 sieht vor, dass man Natur nicht zerschlagen darf, wenn man es verhindern kann. Daher hat der NABU Wilhelmshaven dem Investor die u.a. 12 Fragen gestellt.

 

Der NABU veröffentlicht die Fragen nun und kommt gerne mit weiteren Naturinteressierten ins Gespräch unter info@nabu-wilhelmshaven.de.

 

Die Kritik ist klar. In diesen Tagen noch Areale zu versiegeln, wo doch Wiesen und Wälder und Aufwuchs CO2 speichern und für Kühlung des Planeten sorgen, ist der größte Irrsinn der Zeit. 

 

Wohin man sich mit seiner Wut wenden kann, erfährt man unter 0171 3716016 bei Stefanie Eilers, der 1. Vorsitzenden.

 

 

Brief an MOSOLF Logistics & Services GmbH vom 7.11.2024:

 

Sehr geehrter Herr Dr. Mosolf,

 

aus der Information zu den letzten Ratssitzungen haben wir uns einige Sachen angelesen, um Ihr Unternehmen und Ihr Vorhaben in Wilhelmshaven zu verstehen. 

 

Zum Ort, den Sie als KFZ-Lager nutzen möchten, möchten wir Ihnen neben einigen Fragen die Historie dieses Platzes übermitteln, damit Sie Ihre Entscheidung vielleicht noch einmal überdenken können oder aber begründen, warum Sie dennoch diesen Ort nutzen wollen.

 

Bevor der Jade-Weser-Port gebaut wurde, hatten die Menschen in Wilhelmshaven einen Sommerurlaubstraum und einen Strand mit viel Platz für schöne Ferien. Wilhelmshaven war in den 60er bis 70er Jahren ein Ziel für viele Touristen, die Wertschöpfung in der Stadt war auf Tourismus ausgelegt, die Stadtmitte ein gut besuchter und gefüllter Ort mit vielen Gästen.

 

Genau an der Geniusbank war der zentrale Campingplatz. Wilhelmshavener, die heute 50-70 Jahre alt sind erinnern rauschende Sommer als Kinder. Später waren noch viele Touristen auf einem Reststrand zu Gast.

 

Der Bau des Hafens hat in Wilhelmshaven Wunden gerissen. Bis heute bleibt der Hafen hinter seinen Erwartungen zurück und ist als abgekapselte Wirtschaftseinheit mit noch größeren Plänen ein Stachel im Fleische für Teile der Stadtgesellschaft. Der Jubel will sich nur in wirtschaftsnahen Kreisen einstellen, wenn wieder ein neuer Investor in der Presse vorgestellt wird, viele Pläne werden klammheimlich fallen gelassen.

 

Nun interessieren wir uns für Ihr Geschäftsmodell und haben einige Fragen entwickelt, die wir Ihnen zur freundlichen Antwort übersenden, wir möchte in den Austausch einsteigen und Sie wissen lassen, dass wir einer Energiewende offen gegenüberstehen, jedoch Naturareale verteidigen werden, da wir die Entwicklung mit Augenmaß angehen.

Für einen Lagerplatz für Kraftfahrzeuge werden Bäume gefällt.
Rodungsarbeiten für Firma Mosolf auf der Geniusbank 2024 - Foto: NABU Wilhelmshaven

Hier also unsere Fragen:

 

1. Die Entwicklung in der E-Mobilität läutet ein Zeitalter der Verkehrswende ein. Weg von fossilen Brennstoffen kommen mit E-Autos, die die Deutsche Industrie merklich vernachlässigte, neue Spieler auf den Markt. Welche Anzahl von PKWs sehen Sie an allen Häfen Deutschlands pro Tag anlandend, um diese Entwicklungslücke mit ausländischen Marken zu füllen?

 

2. Die Option des bidirektionalen Ladens, also dem Nutzen von Autobatterien als Stromspeicher, bildet eine Chance auf gesteigerte Netzstabilität. Wie lange stehen Ihre Fahrzeuge an den Hafenorten? Sind es nur wenige Tage oder mehrere Wochen?

 

3. Wird die Option des bidirektionalen Ladens bereits an anderen Standorten von Ihnen genutzt?

 

4. Warum planen Sie keine Parkhäuser? Unserer Recherche nach sind Ihre Standorte vielfach flächige Anlagen mit großer Versiegelung. Wir bitten um Aufklärung in dieser Frage.

 

5. Seltene Pflanzenarten und ein aufgewachsener Baumbestand müssten Ihrem Vorhaben weichen. Wie planen Sie diese Schäden auszugleichen und wo?

 

6. Haben Sie Kontakt zu ICI Ineos? Dort gibt es bereits Areale, die umzäunt und ungenutzt sind. Diese Brachen sollte man, zumindest für den Übergang als Stellflächen nutzen.

 

7. Sind Ihre Anlagen total rückbaubar? Können Sie Einfluss nehmen auf Bodenbeläge, die nach Beendigung des Pachtvertrags rückgebaut werden können? Könnten die Areale mit Rasengittersteinen oder ähnlichem ausgelegt werden, damit die Natur den Platz zurückerhielte?

 

8. An anderen Standorten melden sich Menschen, die mit der Lärmentwicklung nicht zufrieden sind. Wilhelmshaven und Ihr geplantes Areal liegt in der Nähe von Wohnbebauung. Schon heute sind die Menschen sehr hellhörig und mit Lärm belastet. Das gilt natürlich auch für die Tierwelt. Haben Sie ein Lärmschutzkonzept, dass Sie uns zur Verfügung stellen können?

 

9. Ware auf die Schiene. Könnten die PKW auch per Zug an die Standorte der Käufer verbracht werden? Welchen Anteil hat Ihr Transport auf der Schiene?

 

10. VW Emden steht auf der Giftliste des VW-Vorstands zur potentiellen Schließung. Die Außenareale dort sind seit Jahren unbenutzt, versiegelt und eingezäunt. Stehen Sie mit VW in Emden in Verhandlungen? Könnte man die dortigen Areale ohne weitere Versiegelung nutzen? Die Infrastruktur für RoRo-Schiffe ist jedenfalls exzellent.

 

11. Sind die von Ihnen angelandeten Fahrzeuge nur für den Deutschen Markt bestimmt?

 

12. Sind andere Häfen ebenfalls im Blick? Ist die Pacht in Wilhelmshaven für 30 Jahre gesichert und wie ist Ihr Plan, wenn Sie vor Ablauf dieser Zeit dieses Geschäftsmodell beenden möchten?

 

Wie geschrieben erlitten viele Areale in Wilhelmshaven nach Kauf und Plänen einen Sinneswandel der Betreiber, Investoren oder der Stadtpolitik, z.B. KSW, Südzentrale, Ehrenwortplatz, ICI Ineos, Schlachthofareal, Stadthalle. Die Stadt hat viele offene planerische Flanken. 

 

Wir freuen uns sehr, wenn Sie uns antworten und bedanken uns recht herzlich im Voraus.